Tales of Mêlée




Tales of Mêlée ist der Reiseblog der Segelyacht Mêlée und ihrer Crew. Hier gehts zu unseren Erlebnissen:
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Die Entdeckung Puerto Américas
Wir haben das strömungsfreie und vor allem auch orcafreie Revier der südspanischen Atlantikküste erreicht. Spätestens jetzt ist auch allen an Bord klar, dass wir es in diesem Törn nicht durch die Straße von Gibraltar schaffen werden. Die Wetterlage mit tagelangem Gegenwind aus der Straße hinaus würde das zu einem mühsamen, vermutlich sogar aussichtslosen Unterfangen machen. Wir reservieren also schon mal einen Winterliegeplatz für Mêlée in Cadiz und segeln weiter in kurzen Etappen die Küste entlang.
Huelva
Durch die Weitläufigkeit des Flusses Río Odiel ist diesmal kaum Strömung zu spüren und so ist die einzige Herausforderung, mit der Tristheit des umgebenden Industriegebiets klarzukommen.
Huelva ist hübsch und modern und außerdem der Ort, an dem Christoph Kolumbus einst los segelte, um fremde Welten zu entdecken. Er ist dementsprechend hier in Form von Statuen, Straßen und Gebäuden verewigt. Bei sommerlichen Temperaturen verbringen wir einen halbtägigen Stadtbummel und legen einige Meter, im Parque Alonso Sánchez auch einige Höhenmeter zurück. Die Stadt ist vor allem abends sehr belebt, aber wenig touristisch (wer verirrt sich hierher?), was man auch daran merkt, dass es vor 20:30 Uhr kein Abendessen für uns Mitteleuropäer gibt.














Highlight der Stadt ist Muelle de Riotinto, ein stillgelegtes Dock, zu dem in Zeiten des Wilden Westens Erze über eine 80 km lange Schienenstrecke aus den nördlich gelegenen Minen an den Río Odiel zum Verschiffen transportiert wurden. Heute kann man auf den sanierten und beleuchteten Überresten des Docks spazieren, angeln oder Verstecken spielen.








Der kürzeste Tagesschlag führt uns 10 sm vom quasi Landesinneren wieder an die Küste, zurück durch den Fluss Odiel und vorbei an den schmucken Kraftwerken, Chemiefabriken und Öltankern in die Marina Mazagón. Von einem entgegenkommenden Frachtschiff lassen wir uns, während wir mit 2,5 kn unter Segeln dahindümpeln, dann aus dem Fahrwasser drängeln. Er funkt nicht, er hupt nicht, aber seine 200 m Länge reichen uns als Signal, uns ganz langsam zu verkrümeln.





Den letzten längeren, 30-meiligen Schlag nach Chipiona verbringen wir mit gemütlichem, langsamen Segeln, gefolgt von einem netten Cena. Nachdem wir erst spät dort anlegen, spanischer Feiertag ist und unsere Eindrücke von dem Ort deutlich voneinander abweichen, wollen wir hier keine weiteren Zeilen verlieren.


Cádiz
Die letzten Meilen des Jahres 2025 im Kielwasser, legen wir an der Tankstelle des Puerto América in Cádiz an, wo wir erstmal eine 4 m lange Leiter hinaufklettern müssen, um im Hafen einzuchecken. Die Marina ist ruhig und recht geschützt, es sind zu dieser Jahreszeit (oder immer?) nur wenige Segelboote hier. Wir bekommen unseren festen Liegeplatz zugewiesen und beginnen Mêlée auf den kommenden milden Winter in Südspanien vorzubereiten.



Es bleibt noch ein halber Tag, um Cádiz im Schnelldurchlauf zu erkunden. Hat man es erstmal an dem weitläufigen Containerhafen vorbei geschafft, wird man mit der belebten und wunderschönen Altstadt mit ihren vielen Restaurants, netten Gässchen und schöner Architektur belohnt. Durch die zahlreichen größeren und kleineren Parks und Plätze verliert sich auch der Kreuzfahrttourismus (täglich fahren Kreuzfahrtschiffe ein und aus), belebte Gassen werden durch kleine Stadtwälder kontrastiert.









Anekdote zum Abschluss: Für die Fahrt zum Flughafen Sevilla haben wir einen Toyota Aygo aus dem Kleinstwagenspektrum gebucht. Angekommen beim Mietwagenverleih wird uns mitgeteilt, dass sie jetzt gerade überhaupt kein Auto für uns zur Verfügung haben und vermutlich heute gar nicht mehr. Wobei die Geschichte für die freundlichen Mitarbeiter damit erledigt scheint. Etwas perplex und nach Lösungen suchend, deute ich mit den Worten Das ist doch ein Auto, oder? auf die Reihe an Lieferwägen vor dem Büro. Nach Rücksprache mit der Flughafenfiliale aufgrund berechtigter Sorgen zur dortigen Einfahrtshöhe, dürfen wir schließlich mit einem Lieferwagen Richtung Sevilla brausen, wobei wir davor den großzügigen Stauraum noch nutzen, um den Vorrat an Wasserflaschen auf der Mêlée aufzustocken und uns eine Pizza zu holen.
Bevor wir es nächstes Jahr – diesmal ganz bestimmt – ins Mittelmeer schaffen, hoffen wir auf die eine oder andere Art noch ein paar Tage im schönen Cádiz zu verbringen.


